ARTHOTEL BLAUE GANS, SALZBURG, ÖSTERREICH

EINE WUNDERTÜTE VOLL VON GÄNSEHAUTMOMENTEN
Ein Besuch im Arthotel Blaue Gans in Salzburg



Lesedauer : 7 Minuten
Der Mann ist Alles - aber NICHT der Prototyp eines Hoteliers.
Andreas Gfrerer,  Besitzer der Blauen Gans, dem ältesten Gasthaus Salzburgs, kann erwartungsvoll ins Jahr 2020 schreiten - oder besser, laufen. Er läuft 3x die Woche 11 km und fühlt sich heute fitter als vor 10 Jahren.
Sein Haus besteht im Jahr 2020 ganze 670 Jahre und liegt in Salzburgs berühmter Getreidegasse, bereits im 14. Jahrhundert der Haupthandelsweg für Händler, die unterwegs waren von München nach Venedig und umgekehrt. 
Schon damals galt das Haus als Relais, um die Pferde auszuspannen, etwas zu trinken und zu essen und sich zur Nachtruhe zu legen.


2020 kann Andreas Gfrerer ausserdem zurückblicken auf 20 Jahre Hotelbetrieb unter seiner Leitung. Wobei Hotelbetrieb die „Blaue Gans“ nicht treffend beschreibt. Er hat heute mehr Stammgäste als vor 10 Jahren und als Chef dieses Hauses ist er nicht nur Hotelier sondern Gastgeber und Kurator im eigenen Haus für: zeitgenössische Kunst, Literatur, Design, Musik, Weine und kulinarische Genüsse.
Ein Teil seiner Sammlung zeitgenössischer Kunst hängt und steht in den Fluren, der Brasserie, der Bar, an der Rezeption, in den Zimmern, im Kräutergarten und im Restaurant.

Sein Gespür für modernes Design findet beim Mobiliar Einzug in die Zimmer in diesem historischen Bau mit seinen enorm dicken Wänden. Ob ein kleiner Sessel aus Skandinavien, Bodenkacheln im Bad aus Marokko, oder Sofas aus Italien - Sammler- und Fundstücke gesellen sich zu Designerware und ergeben ein besonderes Wohngefühl, das nicht vergleichbar ist mit Standard-Hotelzimmern.
Insofern nehme ich mal an, die zahlreichen Stammgäste haben recht wenn sie sagen, sie „übernachten“ nicht in der Blauen Gans sondern sie wohnen in der Blauen Gans.




Es gibt eine Lesestube im ersten Stock - offen für alle Hausgäste - mit einem Samowar, edlen Tees, Getränken und Obst vor der Tür als Gratis Service. Sozusagen ein extra Rückzugsort für Gäste, die dem Trubel und dem Geräuschpegel der Altstadt Salzburgs entfleuchen und über die Stadt etwas literarisches lernen möchten.
Die meisten Bücher haben einen Bezug zu Salzburg und seine Geschichte. Empfehlung: Zimmer 414 buchen und ein paar Bücher von Thomas Bernhardt lesen... Sie werden schon sehen! Gänsehautmoment.


Vielleicht kauft Kurator Gfrerer gerade in der Buchhandlung Höllrigl Nachschub für seine „Lesestube“- Bibliothek.
Die Blaue Gans ist seit über 100 Jahren im Besitz seiner Familie und als vor über 20 Jahren der Vater den Sohn Andreas in USA anrief - wo er studierte - um ihm zu sagen, dass der Pächter seinen Pachtvertrag NICHT verlängern würde, reifte bei ihm die Idee, es selbst zu übernehmen.
Andreas leitet sozusagen sein Elternhaus. Er ist dort gross geworden und seine Eltern wohnen noch immer dort....wenn man Glück hat, hört man den Vater manchmal Klavierspielen. Und er spielt schön! Da ist er wieder - so ein Gänsehautmoment.

In seiner Kindheit sass Andreas auf den kalten Steintreppen im Treppenhaus und lauschte den ungewöhnlichen Klängen, die aus dem Keller drangen. Der damalige Pächter hatte aus dem Keller einen Jazzclub gemacht und Andreas hörte begeistert zu.


Das scheint ihn geprägt zu haben, denn der Jazz ist heute immer noch zu Gast im Rahmen eines Jazzfestivals, das seine Anfänge im alten Blaue Gans - Weinkeller hatte und sich nun mit 100 Konzerten auf die gesamte Altstadt ausdehnt - der Eintritt ist frei. Und bei manchen spontanen Jamsessions ergeben sich nicht selten unvergessliche Gänsehautmomente.



Aber auch Klassik ist bei Andreas Gfrerer ein grosses Thema - was Wunder, in einer Stadt wie Salzburg mit seinen Festivals, den grossen Stars, dem Mozarteum, dem Grossen Festspielhaus und und und. Die grossen Stars steigen gern ab in der Blauen Gans weil es hier diskret, unauffällig und zurückhaltend zugeht. Ein ruhiger Rückzugsort mitten im Trubel - ganz ohne Paparazzi und neugierige Fans.
Regelmässig diskutiert er mit Opernregisseuren, Dramaturgen, Sängern oder Schauspielern und natürlich besucht er die Highlights der Salzburger Festspiele.
Und vor und nach einer der Premieren oder Aufführungen trifft man sich entweder im sogenannten Schanigarten der Blauen Gans oder im Restaurant. Die Oase vor der Tür am Herbert - von - Karajan Platz inmitten von Palmen, Olivenbäumen, Feigen und Orangen - Im Sommer ist das DER Treffpunkt in Salzburg.


Serviert werden Köstlichkeiten aus der „Speisemanufaktur“ der Blauen Gans denn natürlich spielt auch das leibliche Wohl bei Andreas Gfrerer eine Hauptrolle. Ein „Schotterschnitzel“ im Schanigarten vor der Jedermann Aufführung, dazu ein Glas kühlen Sauvignon Blanc aus der Steiermark - Genussmoment pur!
Überhaupt werden in der Blauen Gans alle Sinne angesprochen.
Optisch durch die Kunst, durch das Design und - ganz wichtig - das richtige Licht. Das Lichtkonzept wird ständig überarbeitet.


Geschmacklich durch lukullische Leckereien, nicht nur im hauseigenen Restaurant sondern auch beim Kulinarikfestival „EAT & MEET“ der blauen Gans sowie durch feinste Weine aus dem gut bestückten Weinkeller!
Akustisch durch Musik wie dem erwähnten Jazzfestival, oder durch gute Literatur wie z.B. beim alljährlichen Literaturfestival, das Andreas Gfrerer aktiv unterstützt... oder einfach nur durch Ruhe.
Wie steht’s mit Düften? Neben dem leckeren Brötchen -und Croissantduft, der morgens durch die Türritzen zieht und anderen leckeren Gerüchen aus der Küche plant der Hausherr einen eigenen Duft.



Wie riecht die Blaue Gans??
Wir dürfen gespannt sein!
Der nächste Gänsehautmoment ist zu erwarten.
Mal sehen bzw. mal riechen, ob mir ein Raumduft beim nächsten Besuch auffällt - ansonsten gucke ich in Zimmer 316 aus dem Fenster auf den Kräutergarten im Innenhof und schnuppere nach Oregano und Basilikum... oder ich betrachte die Rakete von David Moises, die dort unten neben dem grünen Beet installiert wurde, als wenn sie nicht wüsste ob sie nun sofort abheben soll oder doch lieber gar nicht.
Andreas Gfrerer wäre vielleicht auch ein guter Publizist geworden (regelmäßig bringt er ein selbst gestaltetes GÄNSEHAUT-Magazin für seine Gäste heraus), ein Lichtkünstler, oder ein ein Regisseur oder ein Literaturagent, oder ein Designer für Raumkunst oder oder oder...

Auf alle Fälle war es vor 20 Jahren eine gute Entscheidung von ihm, die Blaue Gans zu übernehmen denn das ist jetzt seine „Bühne“.
Hier kann er all seine Interessen, Vorlieben und Leidenschaften voll ausleben. Und wir Gäste profitieren davon - und sein Team auch!
Denn er führt das Haus nicht als Hotel sondern als „Gesamtkonzept“. Als einen Ort der Begegnung, der Verständigung, des Austauschs. Trauer, Freude, Inspiration, Humor, Tratsch und Klatsch, die ganze Bandbreite des Lebens findet hier eine Herberge. Warum sind manche Begegnungen mit Menschen intensiver als mit anderen? Warum leuchten manchmal die Augen und wiederum bei anderen Begegnungen passiert so gar nichts?




Übertragen auf die Philosophie von Andreas Gfrerer und seinem „Blaue Gans Team“ bedeutet es, Resonanz im Kontakt mit dem Gast zu spüren, wie sich das Gegenüber fühlt - also sich auf einer Wellenlänge zu begegnen.
Und das sind sie dann, diese speziellen Momente, wie man an der Rezeption oder im Restaurant begrüsst wird, wie einen die zeitgenössische Kunst im Haus und im Zimmer beeindruckt und wie die Atmosphäre des gesamten Hauses auf einen wirkt.
Die Blaue Gans ist kein Hotel. Die Blaue Gans ist ein besonderer Ort, an dem man auch wohnen kann - und wenn es nur für eine Nacht ist!
Bei einem der Literaturtreffen im Haus fragte einmal Max Goldt mehr vor sich hin als in die Runde, ob Gänse eigentlich blau sein können. Aus den Antworten, die dann kamen, hätte einer der Literaturfest-Dichter leicht ein surreales Gänsegedicht zaubern können.
Mein Gastgeschenk im Zimmer war eine blaue Gans die eigentlich ein blaues Quietsche-Entchen ist und die mir in meiner Badewanne zuhause Gesellschaft leistet. Und mich erinnert, den nächsten Aufenthalt im ARTHOTEL Blaue Gans in Salzburg zu planen.
Gänsehautmoment zum Mitnehmen!


Bei Buchung einer Übernachtung in der BLAUEN GANS erwähnen Sie, dass Sie in roosensTRAVELWORLD über das Hotel gelesen haben. Dann erhalten Sie bei Ankunft eine kleine Überraschung! Viel Spaß in Salzburg!

Hinweis:
Ab dem 1. Juli 2020 ist das Arthotel Blaue Gans wieder rund um die Uhr für Hotelgäste und Restaurantbesucher geöffnet. Reservierungen werden ab sofort entgegengenommen.


© Ingrid Roosen-Trinks
Januar 2020

Ingrid Roosen-Trinks hat mehrmals in der Blauen Gans als Selbstzahler übernachtet. Wie alle unsere Autoren lässt sich niemand einladen sondern zahlt jeden Aufenthalt privat.

Fotos: © Ingo Pertramer